In Deutschland verkaufte Online-Kurse und Online-Coachings können als Fernunterricht gelten. Sie fallen dann unter das Fernunterrichtsschutzgesetz (FernUSG) und benötigen ggf. eine staatliche Zulassung.
In diesem Artikel erfährst du, wie du Online-Kurse und Online-Coachings gestalten kannst, damit sie kein Fernunterricht sind.
Was ist Fernunterricht?
Das FernUSG gilt für alle Verkaufsplattformen in Deutschland, nicht nur Digistore24.
Nach § 1 FernUSG gilt jede Form von Wissensvermittlung, bei der ALLE der folgenden Kriterien erfüllt sind, als Fernunterricht:
-
Dein Produkt ist so gestaltet, dass Teilnehmer die Inhalte zu mehr als 50% selbstständig erarbeiten. Das heißt, die Teilnehmer bringen sich die Lerninhalte mit den von dir bereitgestellten Videos, Audios oder anderen Materialien größtenteils selbst bei, ohne dass du anwesend oder per Live-Übertragung zugeschaltet bist. Diese zeitversetzte Kommunikation wird als asynchron bezeichnet.
-
Dein Produkt bietet eine individuelle Lernerfolgskontrolle. Das heißt, deine Teilnehmer können den eigenen Lernerfolg prüfen, indem sie von dir bereitgestellte Mittel nutzen. Dazu zählen Prüfungen, welche die Teilnehmer bestehen müssen. Ebenso die Möglichkeit, dir auch nur eine Frage zum Inhalt zu stellen, z.B. in Fragerunden, Foren, Facebook-, Whatsapp- oder Messenger-Gruppen. Nicht als Lernerfolgskontrolle gelten automatisch ausgewertete Tests und Quiz (z.B. Multiple Choice oder Lückentexte), diese kannst du immer verwenden.
Nach § 12 FernUSG benötigst du für den Verkauf von Fernunterricht eine Zulassungszertifizierung durch eine staatliche Behörde, der Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU).
Bei Fernunterricht zur Freizeitgestaltung oder Unterhaltung ("Hobby-Lehrgänge") kann eine Zulassungspflicht entfallen. Ob die Voraussetzungen dafür gegeben sind, beurteilt die ZFU. Auch solche Hobby-Lehrgänge musst du bei der ZFU anmelden, um sie verkaufen zu können.
Wenn dein Produkt zulassungspflichtiger Fernunterricht ist, aber keine Zulassung hat, können Kaufverträge für das Produkt ungültig sein (Nichtigkeit nach § 7 Abs. 1 FernUSG). Dann können die Teilnehmer das Produkt auch nach vollständiger Nutzung zurückgeben und eine Rückerstattung einfordern. Deutsche Gerichte geben den Kunden in solchen Fällen regelmäßig recht.
Kurse gestalten, die kein Fernunterricht sind
Am schnellsten und einfachsten kannst du deine Online-Kurse verkaufen, wenn sie kein Fernunterricht sind.
Damit dein Online-Kurs nicht als Fernunterricht gilt, gestalte ihn als reinen Selbstlernkurs. Entferne dafür alle Möglichkeiten zur individuellen Lernerfolgskontrolle.
Stelle sicher:
-
Dein Online-Kurs beinhaltet keine Tests, die von dir gesehen und bewertet werden oder welche die Teilnehmer bestehen müssen, um den nächsten Kursinhalt freizuschalten. Das zählt als individuelle Lernerfolgskontrolle.
-
Dein Online-Kurs beinhaltet keine Quiz, die von dir gesehen und bewertet werden oder welche die Teilnehmer bestehen müssen, um den nächsten Kursinhalt freizuschalten. Das zählt als individuelle Lernerfolgskontrolle.
-
Dein Online-Kurs beinhaltet keine Möglichkeit, mit der einzelne Teilnehmer dir auch nur eine Frage zum Kursinhalt stellen können, z.B. in Fragerunden, Foren, Facebook-, Whatsapp- oder Messenger-Gruppen. Das zählt als individuelle Lernerfolgskontrolle.
Du kannst anbieten:
-
Dein Online-Kurs darf automatisierte Tests anbieten, die von dir nicht gesehen und bewertet werden. Dazu zählen Multiple-Choice-Fragen und Lückentexte.
-
Dein Online-Kurs darf eine Kontaktmöglichkeit für organisatorische Fragen zur Bestellabwicklung anbieten. Stelle in der Produktbeschreibung auf der Verkaufsseite oder auf dem Bestellformular eindeutig klar, dass du keine Fragen zu Kursinhalten beantwortest oder bewertest.
Tipp
Nutze Digibiz24, um deinen Kurs zu gestalten und anzubieten. Automatisierte Tests kannst du mit Quiz realisieren.
Coachings gestalten, die kein Fernunterricht sind
Am schnellsten und einfachsten kannst du deine Online-Coachings verkaufen, wenn sie kein Fernunterricht sind.
Coachings finden im direkten Kontakt zwischen dir und den Teilnehmern statt, was eine individuelle Lernerfolgskontrolle beinhaltet.
Damit dein Coaching nicht als Fernunterricht gilt, stelle sicher, dass deutlich weniger als 50% der Inhalte über Videos, Audios und andere asynchrone Medien vermittelt werden. Deutlich mehr als die Hälfte des Lernens muss im direkten Gespräch erfolgen.
Stelle sicher:
-
Falls dein Coaching einen Anteil zum Selbststudium beinhaltet: Der Lernanteil zum Selbststudium beträgt deutlich weniger als 50% der gesamten Lernzeit. Die Teilnehmer müssen deutlich mehr Zeit mit dir im Gespräch verbringen, als zum Aufarbeiten der von dir bereitgestellten Materialien wie z.B. Texte, Folien, Bücher, Videos, Mitgliederbereiche oder Ähnliches.
-
Das Coaching bietet keine Möglichkeit, außerhalb des Coachings Fragen zum Inhalt an dich zu richten. Die Fragen können z.B. aus Fragerunden, Foren, Facebook-, WhatsApp- oder Messenger-Gruppen kommen. Dabei reicht es aus, als Teilnehmer auch nur ein Mal Fragen stellen zu können.
Kurse und Coachings verkaufen
Biete Online-Kurse und Online-Coachings jeweils als eigenständige Produkte an:
-
einen Online-Kurs zum Selbstlernen
-
ein Online-Coaching für das begleitete Lernen
Wichtig ist, dass beide Produkte auch unabhängig voneinander sinnvoll verwendet werden können.
Teilnehmer eines Kurses eine Plattform zum Austausch bieten
Du hast deinen Online-Kurs so gestaltet, dass er kein Fernunterricht ist. Nun möchtest du deinen Kunden eine Möglichkeit zum inhaltlichen Austausch bieten, ohne individuelle Coachings anzubieten.
Dazu hast du folgende Möglichkeiten:
Social-Media-Raum ausschließlich für Teilnehmer anbieten
Du kannst auf deiner Verkaufsseite oder dem Bestellformular einen Raum anbieten (z.B. WhatsApp- oder Facebook-Gruppe), mit folgenden Einschränkungen:
-
Als Anbieter äußerst du dich auf keine Weise zu Inhalten (z.B. "Ich hatte die Aussage XYZ gestern so gemeint...")
-
Als Anbieter äußerst du dich ausschließlich zu organisatorischen Themen (z.B. "Das Coaching heute fällt aus.").
-
Die Teilnehmenden dürfen sich frei über die Inhalte austauschen. Der Austausch wird von dir nicht kommentiert oder beeinflusst.
Stelle in der Produktbeschreibung auf der Verkaufsseite oder auf dem Bestellformular eindeutig klar, dass du keine Fragen zu Kursinhalten beantwortest oder bewertest.
Zugang zu Mitgliederbereichen oder Gruppen als eigenständiges Produkt verkaufen
Wenn du als Anbieter über das Produkt hinaus deiner Community Möglichkeiten bieten möchtest, mit dir auch inhaltlich in Kontakt zu treten, kannst du hierfür ein eigenständiges Produkt anbieten. Das Produkt kann z.B. ein kostenpflichtiger Zugang zu einer Facebook-Gruppe sein.
Wichtig ist, dass dieses Produkt eigenständig sinnvoll verwendet werden kann und keinen direkten Bezug zu deinem anderen Produkt aufweist.
Fernunterricht verkaufen
Wenn du bei Digistore24 Fernunterrichtskurse oder -coaching anbieten möchtest, sende bitte eine Kopie der ZFU-Zertifizierung (für berufsbezogenen Kurse) bzw. eine Kopie der Anmeldung bei der ZFU (für freizeitbezogene Kurse) an unseren Support.